Stressrauchen: Kennst du das? Du bist unter Druck und automatisch greifst du zur Zigarette. Dann geht es dir kurz besser, doch schon bald geht‘s wieder von vorne los. Um dieses Rauchen gegen Stress zu vermeiden, braucht es gezielte Techniken. Hier erfährst du, ob du der Typ “Stressraucher” bist und was du dagegen tun kannst.
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Rauchen + Stress = Stressrauchen
Im letzten Artikel hatten wir dich in das Thema “Mental Load” mitgenommen, um deutlich zu machen, wie du erkennen kannst, ob du schon in der stressigen Mental-Load-Falle steckst. Heute soll es wieder mehr ums Rauchen gehen, weil Rauchen und Stress sehr eng zusammenhängen. Wenn man Raucherinnen und Raucher nach einem gescheiterten Rauchstopp befragt, warum sie es NICHT geschafft haben, aufzuhören, ist Stress nämlich leider einer der Hauptgründe.
Positive vs. negative Verstärkung
Beim Rauchen gibt es zwei Phänomene, die in Fachkreisen unter den Begriffen “positive Verstärkung” und “negative Verstärkung” behandelt werden. Diese Unterscheidung spielt auf der psychischen Ebene beim Rauchen eine große Rolle.
Von positiver Verstärkung spricht man immer dann, wenn das Rauchen “belohnt” wird.
Ein Beispiel: Du gehst mit deinen Kollegen auf der Arbeit nach dem Essen immer zur Raucherpause vor die Tür. Gemeinsam genießt ihr eure Zigarette und kommt ganz leicht und locker ins Gespräch. Die Zigarette bzw. das Rauchen wird also belohnt, du wirst in die Gruppe integriert, gehörst dazu, bist anerkannt.
Von negativer Verstärkung spricht man immer dann, wenn negative Situationen, Emotionen oder Zustände durch das Rauchen beendet oder gemildert werden sollen.
Einige Beispiele:
- Einer deiner Kollegen geht dir tierisch auf die Nerven. Er ist inkompetent, wälzt ständig seine Arbeit auf dich ab und bricht immer irgendeinen Streit vom Zaun. Du ziehst dich zurück und rauchst eine Zigarette. Danach geht es dir besser, dein Stresslevel sinkt.
- Am Nachmittag wirst du müde, kannst dich nicht mehr konzentrieren. Du zündest dir eine Zigarette an, entspannst dabei und die Konzentration steigt.
- Du stehst unter Druck, weil du eine Deadline nicht einhalten kannst, dein Stresslevel steigt von Minute zu Minute. Du rauchst also, um den Stresslevel (vermeintlich) abzusenken.
Beim Stressrauchen ist die Negativspirale sehr schnell erreicht, die gefühlte Abhängigkeit ist groß. Die Zigarette wird zum “Retter in der Not”. Deshalb ist es für Stressraucher*innen auch so schwer, mit dem Rauchen aufzuhören.
Warum funktioniert Stressrauchen?
Stressrauchen ist so süchtigmachend, weil es kurzfristig gesehen für dich funktioniert. Warum? Ganz einfach: Wenn du in einer stressigen Situation bist, werden Botenstoffe in deinem Gehirn ausgeschüttet wie z. B. Adrenalin. Das ist auch gut so, denn wenn wir tatsächlich in einer gefährlichen, beängstigenden oder aufreibenden Situation sind, müssen wir aufmerksam und mental “am Start” sein. Dafür sorgt das Adrenalin. ABER: Wenn du häufig in Situationen bist, in denen du Stress empfindest, obwohl dies gar nicht nötig wäre, musst du dich wieder beruhigen und entspannen lernen. Und dies kannst du nur, wenn dein Gehirn dem Adrenalin etwas entgegensetzen kann. Du brauchst Serotonin. Und das in deiner Zigarette enthaltene Nikotin bewirkt, dass Serotonin vermehrt ausgeschüttet wird. Also wirst du durch das Stressrauchen erst einmal ruhiger. Stressrauchen lässt dich “runterkommen”. Deshalb ist beim Stressrauchen der Suchtfaktor auch so enorm!
Bist du der Typ “Stressraucher”?
Merkst du es? Genau bei diesem Aspekt schließt sich der Kreis zu unserem letzten Artikel über Mental Load. Denn Mental Load ist eine bestimmte Art von Stress im Alltag. Neben Mental Load gibt es aber auch noch etliche weitere Stressfaktoren (Stressoren), die sich auf deine Psyche legen können:
- Stress auf der Arbeit
- Prüfungssituationen
- Leistungsdruck
- Soziale Interaktionen, die dir nicht guttun bzw. Konflikte mit Freunden, Familie etc.
- Familiäre Belastungen/Erziehung der Kinder
- Hohe Termindichte und Verpflichtungen in der Freizeit
- Finanzielle Sorgen
- Krankheiten
- Pflegebedürftige Angehörige/Überlastungssituationen
- Ständige Erreichbarkeit durch Smartphones & Co.
Und nun?
Beobachte dich im Alltag einmal selbst, wie du in solchen Situationen reagierst bzw. ob diese eben aufgezählten Stressoren dich zur Zigarette greifen lassen. Der typische Stressraucher ist im Alltag ständig “unter Strom”, nervös, in Eile und greift in stressigen Situationen beinahe automatisch zur Zigarette. Ebenfalls typisch fürs Stressrauchen ist auch, dass du, wenn du zu diesem Typ gehörst, meistens gar nicht weißt, wie viele Zigaretten noch in deiner Schachtel sind.
Du weißt also gar nicht, wie viel du tagtäglich wirklich rauchst!
Rauchstopp trotz Stressrauchen — 5 Tipps
Der Rauchstopp beim Stressrauchen ist in der Tat schwer, weil der Suchtfaktor so hoch ist. Aber natürlich kannst du das hinkriegen. Wichtig ist eine Verhaltensänderung in stressigen Situationen!
- Sehr hilfreich ist es, wenn du erst einmal genau protokollierst, was bei dir Stress auslöst, wie du dich dann fühlst und verhältst, wann du wie viel rauchst etc. Am besten protokollierst du wirklich jede Zigarette und schreibst dir genau auf, worum es dir beim Rauchen geht.
- Analysiere deine Stressgewohnheiten, um diese zu erkennen und dir alternative Entspannungstechniken zu suchen.
- Mit gezielten Entspannungstechniken (Auszeiten nehmen, ein gutes Buch lesen, ein Hörspiel anhören, Yoga machen, Freunde treffen, mit dem Hund rausgehen, autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Atemübungen, Joggen…) kannst du die Zigarette ersetzen. Wichtig ist, dass die Entspannungstechniken für dich nachhaltig funktionieren. Sie können dir helfen, in Stressmomenten standhaft zu bleiben und NICHT zur Zigarette zu greifen!
- Immer wenn dich das Gefühl überkommt, stressrauchen zu wollen, versuch das Gefühl auszuhalten. Das Suchtgefühl wird nach etwa 20 Minuten am stärksten sein. Frag dich in dieser Zeit ganz bewusst, was dir die Zigarette, die du rauchen willst, wirklich bringt und ob es bei einer bleiben wird. Halte durch! Nach etwa einer halben Stunde wird dein Verlangen weniger.
- Vermeide Rückfälle so gut es geht. Wenn du keine Zigaretten zu Hause hast, reicht manchmal schon der Weg zum nächsten Supermarkt, um die kritischen 20 Minuten zu überwinden.
Und eins noch: Nimm den Rauchstopp in Angriff, wenn du eine ruhige Phase hast. Mitten im Alltagstrubel ist es schwieriger als z.B. im Urlaub.
Stressrauchen nachhaltig aufgeben
Du wirst mit dem Rauchstopp nachhaltig nur Erfolg haben, wenn du es schaffst, dich in Stresssituationen anders zu verhalten, sodass die Zigarette gar nicht mehr nötig ist. Dies ist eine aktive Verhaltensänderung. Sowas zu erlernen, ist schwer. In der Verhaltenstherapie übt man Muster aufzubrechen und andere Verhaltensweisen anzugehen, sehr sehr lange. Und nicht ohne professionelle Hilfe. Und ähnlich ist das auch hier beim Stressrauchen. Das heißt nicht, dass du eine Therapie brauchst 😉 . Aber ein professionelles Coaching — ein Antiraucherprogramm — ist beim Stressrauchen auf jeden Fall ratsam!
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Bis bald und liebe Grüße
vom Nichtraucher-Profi Peter 😊
Lieber rauchfrei statt stressrauchen ©Adobe Stock
Über den Hauptautor
Prof. Dr. med. Peter Schulte
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