Mental Load! Es gibt wohl kaum noch jemanden, der diesen Begriff noch nicht gehört hat. Warum? Weil diese unsichtbare Alltagsbelastung, die insbesondere Frauen bzw. Mütter betrifft, endlich im öffentlichen Diskurs thematisiert wird. Und das ist höchste Zeit. Denn die Mental-Load-Falle schnappt schnell zu und kann für Psyche und Körper schwere Folgen haben. Doch was ist Mental Load überhaupt und wie erkennst du diesen unsichtbaren Feind, wenn er auch dich schon in seinen Fängen hält?
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Warum das Thema “Mental Load”?
Auf den ersten Blick hat dieses Thema vielleicht nichts mit dem Rauchen zu tun. Und klar, uns bei STOP SMOKING NOW geht es in erster Linie um einen nachhaltigen Rauchstopp. ABER! In zweiter Linie möchten wir euch alle auch immer zu einem insgesamt gesunden Lebensstil ermutigen und euch dabei gerne unterstützen. Deshalb widmen wir uns nun auch größeren Themen, die alle etwas mit einem gesteigerten Gesundheitsbewusstsein zu tun haben. Und wir fangen mit STRESS an. Denn STRESS führt häufig dazu, dass wir auch keine Energie haben, mit dem Rauchen aufzuhören, weil ohnehin alles zu viel ist. Deshalb fragen wir heute:
Was ist Mental Load?
An Beispielen lernt man bekanntlich am besten. Fangen wir also mit einem an:
Du stehst morgens auf, genießt deine heiße Dusche, der Morgenkaffee wartet schon auf dich, der Frühstückstisch ist gedeckt und nach dem Essen kannst du entspannt zur Arbeit fahren. Abends kommst du dann nach Hause, das Abendessen wartet auf dich, nochmal kurz mit dem Hund raus und dann ab aufs Sofa 🙂 .
Wenn deine Tage so oder so ähnlich aussehen, dann brauchst du im Grunde nicht weiterzulesen…
Also Beispiel Nr. 2:
Noch bevor dein Wecker klingelt, zerrt dein jüngstes Kind an dir, quiekt dir “Ich bin waaaaach!!” ins Ohr, trappelt in einer elefantenähnlichen Eleganz und dazu passenden Lautstärke zum Lichtschalter und reißt dich aus dem Schlaf. Du wankst aus dem Bett, öffnest die Kinderzimmertür zum älteren Kind, damit es auch pünktlich zur Schule kommt, gehst in die Küche, machst Frühstück und Pausenbrote, erinnerst K1 mindestens dreimal daran, an den Sportbeutel zu denken und sich für die Mitbringliste zum Schulausflug einzutragen, schreibst schnell noch den Einkaufszettel fürs heutige Mittagessen, bringst K2 in die Kita, K1 halbwegs pünktlich zur Schule, rast zur Arbeit, und danach zum Einkaufen, Mittagkochen, ach ja, am Wochenende ist ja noch das Fußballspiel von K1, da muss das Trikot ja noch gewaschen werden und war da nicht auch noch irgendwas mit Sondertraining vor dem Spiel? Und die Oma hat am Sonntag zum Geburtstag eingeladen. Wer kümmert sich ums Geschenk? Und morgen ist ja noch ein wichtiges Meeting auf der Arbeit, für das du dich ja noch vorbereiten musst. Hattest du den Blazer eigentlich schon geschafft, aus der Reinigung zu holen? Und der Tisch zu eurem Hochzeitstag in zwei Wochen ist auch noch nicht reserviert…
Wenn deine Tage so oder ähnlich aussehen, dann hat die Mental-Load-Falle zugeschlagen und du kannst auf jeden Fall weiterlesen!
Wenn eine für alle denkt
Mental Load trifft insbesondere Frauen, am häufigsten Mütter. Weil diese oft nicht nur arbeiten gehen, sondern auch zu Hause den größten Teil der Verantwortung tragen. Ihr Kopf rattert ständig, um alles zusammenzuhalten. Sie denken, koordinieren und organisieren nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Kinder und ihren Partner mit. Warum dies im Jahr 2023 immer noch in vielen Familien so ist? Geschlechtsspezifische Sozialistation heißt da das Zauberwort der schwarzen Magie. Diese führt zu
- Traditionalisierungsfallen,
- Automatismen und
- rollenschematischem Handeln im Interaktionssystem “Familie”.
Care-Arbeit und Mental Load
In den Beziehungen, die besonders anfällig für eine Ungleichverteilung sind, liegt meist schon, bevor etwaige Kinder da sind, die Hauptlast der sog. “Care-Arbeit” bei den Frauen und dieses Ungleichgewicht verhärtet sich durch Familienphasen, Teilzeitarbeit und anerzogene konservative Handlungsmuster. So kommt es zu einem enormen Ungleichgewicht (Gender Care Gap): Frauen wenden pro Tag im Durchschnitt 52,4 % mehr Zeit für unbezahlte Care-Arbeit (Kinderbetreuung, Hausarbeit) auf. Und nein, das sind nicht alles Frauen, die “nur” zu Hause sind. Das sind Frauen, die arbeiten gehen. Hinzu zu dieser “Sorgearbeit” kommt dann eben aber auch noch die Last der gefühlten Verantwortung, an alles denken zu müssen (Mental Load). So gesehen hängen Care-Arbeit und Mental Load eng zusammen, sind aber dennoch zu unterscheiden, da man Care-Arbeit zumindest sehen kann, die Mental-Load-Falle ist jedoch die ungesehene Arbeit: das Organisieren fürs komplette Familiensystem, nicht sichtbar, aber dennoch da.
Von außen betrachtet ist dies natürlich längst überholt, doch wir werden immer noch geschlechtsspezifisch sozialisiert und dieses Rollenhandeln zu durchbrechen, ist ein aktiver und selbstkritischer Prozess, der erst einmal auch viel Reflektionsvermögen, individuelles Verhandeln und Anstrengung braucht. Aber es ist ein Prozess, der sich lohnt. Denn die Dauerbelastung durch Mental Load ist nicht ungefährlich.
Wozu kann Mental Load führen?
An dieser Stelle sei gesagt, Mental Load trifft natürlich nicht NUR Frauen. Auch Männer sind davon betroffen und müssen mit vielem im Alltag jonglieren. Und egal, ob Frau oder Mann an alles alleine denken muss, zu viel Mental Load ist gefährlich — für jeden von uns unabhängig vom Geschlecht! Die Verantwortungslast wird zu einer Überlastung. Diese Überlastung kann in einem Burn-out enden und psychisch und körperlich (psychosomatisch) krank machen.
Und noch ein weiteres Problem kommt hinzu und verstärkt die psychische Komponente: die mangelnde Wertschätzung. Denn diese ganzen unsichtbaren Denk- und Orgaarbeiten sind nicht nur anstrengend und führen zu einer Überlastung, sie werden auch nicht wertgeschätzt. Etwas, das man nicht sieht, kann man nicht anerkennen…
Wie erkennst du die Mental-Load-Falle?
Eine Studie der Kaufmännischen Krankenkasse und Forsa hat gezeigt, dass sich knapp 40 % der Eltern in Deutschland aufgrund von Mental Load fortlaufend gestresst fühlen. Du bist also nicht alleine, im Gegenteil. Merkmale, an denen du erkennst, ob es dich erwischt hat, sind sehr gut aus dieser Tabelle abzuleiten:
Problem erkannt?
Leidest du an diesen Symptomen wie Schlafstörungen, Körperschmerzen, Angstzuständen, Nervosität etc., ist dein Alltagsstress eindeutig zu hoch. Was du dagegen tun kannst? Das verraten wir dir in unseren Folgeartikeln! Also bleib am Ball und besuch uns auch gerne mal auf Facebook :-)!
Jonglieren im Alltag ©Adobe Stock
Über den Hauptautor
Prof. Dr. med. Peter Schulte
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