Nächtliches Grübeln ist für viele von uns ein großes Problem. Doch warum sind unsere Sorgen und Ängste gerade nachts so präsent? Warum will das Gedankenkarussell nicht einfach aufhören? Verraten wir dir! Außerdem geben wir 5 hilfreiche Tipps, wie du dein nächtliches Gedankenkreisen in den Griff bekommen kannst!
Contents
Nächtliches Grübeln — wenn die Gedanken kreisen
Kennst du das auch? Du wachst nachts auf und möchtest wieder einschlafen. Doch es gelingt dir einfach nicht. Denn mit dem Aufwachen kommen auch Gedanken, die dich nicht loslassen:
- Fragen, auf die du keine Antworten findest
- Dinge, die noch erledigt werden müssen
- Sorgen, die du dir um Job und/oder Familie machst
- Probleme, für die du einfach keine Lösung findest
Und schon springt dein Gedankenkarussell an, die Sorgen lassen dich nicht los, im Gegenteil. Sie werden größer und größer. Nächtliches Grübeln ist für viele von uns ein Problem. Entweder sorgt es dafür, dass wir gar nicht erst einschlafen oder aber es hält uns nachts wach, wenn wir aufwachen und nicht wieder in den Schlaf zurückfinden.
Häufig merken wir dann am nächsten Morgen oder im Verlaufe des Tages, dass alles gar nicht soooo schlimm ist. Aber warum sind unsere Sorgen nachts dann vermeintlich größer als am Tag?
Nächtliches Grübeln macht Sorgen “größer”
Unser Alltag ist nicht selten geprägt von Hektik und Stress. So fällt es uns schwer, abends zur Ruhe zu kommen. Wenn wir nachts dann aufwachen und unsere Gedanken anfangen zu kreisen, erscheinen unsere Sorgen oftmals größer als sie sind aus den folgenden Gründen:
1. Biologische Ursachen
Unser Körper ist superschlau 😉 : Zur Nacht hin sinkt nämlich unsere Körpertemperatur. Dies ist ein körperliches Signal an unser Gehirn: Jetzt ist Schlafenszeit! Sofort wird das für unseren Schlaf so wichtige Hormon “Melatonin” produziert und ausgeschüttet. Im Gegensatz dazu nimmt die Produktion des Stresshormons “Cortisol” stark ab.
Unser Körper befindet sich dann in so einer Art Ruhemodus. An sich alles gut. ABER: Melatonin fördert zwar den Schlaf, wirkt sich aber in der nächtlich so hohen Dosis im Blut negativ auf unsere Stimmung aus. Weiterhin gibt‘s ja kaum noch Cortisol, was gut ist zum Schlafen, aber für die Stimmung nachts nicht unbedingt. Cortisol kann nämlich unsere Stimmung kurzfristig aufhellen. In leichter Dosis und für einen kurzen Zeitraum hat es dann eine leicht euphorisierende Wirkung.
Also was passiert? Wenn wir nachts aufwachen (und unsere biologische Uhr eigentlich auf “Schlaf” gestellt ist), dann sind wir nicht wirklich gut drauf. Kommen dann die Sorgen, Fragen und Probleme über uns, erscheinen diese viel größer und bedrohlicher als am Tage.
Übrigens: Bei langfristigem „Cortisol-Beschuss“ werden wir eher depressiv. Also nicht dass du jetzt denkst, gaaaanz viel Stress vor dem Einschlafen fördert die Cortisolproduktion und du gehst super gelaunt in die Nachtphase. So ist es nicht. Zu viel Cortisol hemmt die Melatoninproduktion und deshalb würdest du in diesem Falle große Einschlafprobleme bekommen.
2. Psychologische Ursachen
Nächtliches Grübeln kann aber auch durch psychologische Gründe entstehen. Wenn du z. B. ohnehin unter Depressionen, Ängsten, Traumata, Stress etc. leidest, kann dies ebenfalls deinen Schlaf beeinträchtigen. Dein Gedankenkarussell dreht sich ohnehin schon; die Dunkelheit und gefühlte Einsamkeit in der Nacht können sich zusätzlich dazu verstärkend auf Unsicherheiten und Ängste auswirken.
Übrigens: Studien belegen, dass Frauen doppelt so häufig unter Schlafstörungen leiden wie Männer. Die Ursachen dafür sind vielschichtig. Teilweise kann der weibliche Zyklus dafür verantwortlich gemacht werden, teilweise werden auch evolutionsbedingte Gründe angeführt: Frauen sind (bzw. waren) auch nachts für die Kinder verantwortlich, haben somit einen leichteren Schlaf, um sofort hellwach sein zu können. Eine weitere Ursache könnte auch sein, dass das nächtliche Grübeln bei Frauen durch die Mental-Load-Falle verstärkt wird.
Was also tun gegen nächtliches Grübeln?
Was wir noch einmal ganz deutlich machen wollen: Nächtliches Grübeln ist kein konstruktives Nachdenken über ein Problem. Wenn du nachts deine Sorgen hin- und herwälzt, wirst du mit Sicherheit keine Lösung finden. Außer Müdigkeit bringt dieses Gedankenkreisen nichts. Somit ist es durchaus sinnvoll, deinen nächtlichen Grübelgedanken entgegenzutreten, wenn sie dich öfters einholen und deine Schlaf- und Lebensqualität beeinträchtigen.
Um dies zu erreichen, haben wir dir hier 5 hilfreiche Tipps zusammengestellt. Alle von ihnen sind erprobte und oft empfohlene Methoden und Praktiken, die dir helfen können, dein nächtliches Gedankenkreisen zu durchbrechen. Was wir aber — wie immer in unseren Ratgeberartikeln — betonen möchten: Alles kann, nichts muss. Jeder Mensch ist anders, jedem hilft etwas anderes. Wir möchten dich ermutigen, diese Tipps auszuprobieren und dann entscheidest du allein, was dir guttut! Und wer weiß, vielleicht hast du ja selbst einen Supertipp für uns und andere Leser*innen. Dann schreib uns gerne an oder hinterlass uns einen Kommentar auf Facebook.
So und jetzt soll‘s aber auch schon losgehen:
Tipp Nr. 1 — das Bett verlassen und aufstehen
Wahrscheinlich hast du das schon oft gehört (diesen Tipp hatten wir auch so ähnlich bei unserem Arikel über Schlafstörungen beschrieben) und dir jedes Mal gedacht:
“Aber ich will/soll doch schlafen und wenn ich jetzt aufstehe, werde ich doch wieder so richtig wach!”
Verständlich, aber bedenke: Du bist eh wach 😉 . Und insbesondere wenn wir zu nächtlichen Grübelattacken neigen, kommt oftmals noch Wut oder Sorgen hinzu, JETZT aber auch endlich schlafen zu müssen. Also kann es dir helfen, buchstäblich aus der Situation auszusteigen und diese zu verlassen. Steh einfach auf und mach dir eine heiße Milch mit Honig (ja, schon klar, Zucker nach dem Zähneputzen und so, aber es soll ja auch keine Dauerlösung werden). Geh eine Runde um den Block, lies ein Buch auf dem Sofa oder mach ein paar Yoga-Übungen. Erst wenn du wieder richtig müde bist, geh wieder ins Bett. Probier es einfach mal aus.
Tipp Nr. 2 — das Gedankenkarussell begrüßen
Okay, jetzt wird es auf den ersten Blick noch absurder. Aber warte erstmal ab, denn manchmal ist es paradox, was uns helfen kann, vor allem, wenn es um unsere Psyche geht. So ist es für viele Menschen durchaus hilfreich, sich bewusst auf ihr Gedankenkreisen einzulassen. Anstatt also möglichst schnell die Notbremse zu ziehen und deine Grübeleien zu unterdrücken, kannst du einfach mal versuchen, dich darauf einzulassen.
Auch hier ist wichtig: Mach es besser nicht im Bett liegend. Such dir einen “Grübel-Ort” in deiner Wohnung und lass dich auf deine Gedanken ein. Es ist okay, keine Lösung zu finden. Gut wäre allerdings, wenn du dir ein zeitliches Limit setzt. 5 bis 10 Minuten sollten ausreichen. Der positive Effekt bei dieser Methode liegt darin, dass dein Gehirn sich auspowern und abarbeiten darf. Es wird für dich vielleicht beruhigend sein, dass die Grübelgedanken einen Raum finden dürfen. Diesen Raum hast du dann aber bewusst in der Hand und kannst ihn wieder schließen.
Extra-Tipp: Nach Ablauf der Zeit verlass deinen Grübel-Ort und sag laut “Halt” oder “Stopp” o.ä. Dann geh wieder ins Bett. Und hoffentlich findest du so nach und nach wieder besser in den Schlaf zurück.
Tipp Nr. 3 — Gedanken aufschreiben
Tipp Nr. 4 — eine Gedankentruhe anlegen
Im Gegensatz zur greifbaren Kiste, in die du deine verschrifteten Sorgen legen kannst, ist die Gedankentruhe (manche benutzen auch das Wording des Gedankentresors oder der Gedankenschubladen) ein rein visualisierter Mechanismus. Es geht darum, den Kopf wieder frei zu bekommen, Struktur, Ordnung und Klarheit zu erlangen. Bei dieser Übung kannst du dir eine Truhe oder einen Tresor mit einzelnen Schließfächern oder Schubladen vorstellen. Dort kannst du deine Gedanken einordnen und die Gefühle und Sorgen, die du damit verbindest, ebenfalls einkategorisieren. Hast du dies getan, nimmst du einen gedanklichen Schlüssel und versperrst die Schubladen oder Schließfächer. Den Schlüssel behältst du an einem sicheren Ort. Du entscheidest also, wann deine Gedanken aus der Truhe herausdürfen und wann nicht!
Tipp Nr. 5 — Gedanken Gedanken sein lassen
Was ebenfalls sehr hilfreich sein kann, wenn dich nächtliches Grübeln belastet, ist, dir ganz bewusst zu sagen (vielleicht auch laut in die dunkle Stille hinein): “Das sind nur Gedanken. Das ist keine Realität.” So kannst du dich ein wenig mehr distanzieren. Ebenfalls kann es helfen, sich vom Gedanken zu verabschieden und zu sagen: “Das ist interessant, aber ich brauche das jetzt nicht. Tschüss Gedanke.” Vielleicht klingt das erstmal total absurd für dich, aber du kannst auf diese Weise nach und nach eine Beobachterrolle einnehmen. Und wenn man etwas nur beobachtet, anstatt mittendrin zu sein, ist es nicht mehr so bedrohlich wie zuvor.
Weiterhin kann es in diesem Zuge helfen, dir zu sagen: “Es ist okay, wenn ich nicht gleich wieder einschlafe. Irgendwann werde ich schon schlafen.” So nimmst du dir selbst den Druck, JETZT sofort wieder schlafen zu MÜSSEN. Denn glaub uns: Druck entspannt dich sicher nicht.
Extra-Tipp: Ebenfalls können Dankbarkeitsübungen und positive Gedankenmuster für mehr Entspannung sorgen. Anstatt zu grübeln, kannst du den Tag Revue passieren lassen und überlegen, was toll gelaufen ist und wofür du dankbar sein kannst. Diese Technik verdrängt deine negativen Gedanken und lässt weniger Raum für Sorgen.
Coaching gegen Schlafstörungen durch Grübeln und Stress
Einige unserer Tipps sind Methoden und Übungen, die auch Therapeut*innen in der Verhaltenstherapie benutzen. Sie können unglaublich effektiv sein. Aber es ist ganz normal, wenn du an ihnen zunächst scheiterst. Denn um ein Verhaltensmuster zu durchbrechen, braucht es viel viel Übung. Und nicht immer kann man das allein bewältigen.
Wenn du also an dem Punkt bist, wo du dich vor Ratgeberartikeln, Tipps und Meditationsapps gar nicht mehr retten kannst, aber immer noch nicht richtig gut schläfst, möchte ich dir zunächst sagen: Du kriegst das hin! Vielleicht aber nur mit professioneller Hilfe. Wenn du magst, unterstütze ich dich dabei, in ein entspannteres, grübelfreieres und gesünderes Leben zu finden und damit letztendlich auch deinen Schlaf zu verbessern.
Dein erster Schritt auf diesem Weg ist unverbindlich und komplett kostenfrei: einfach Kontakt zu mir aufnehmen. Ich erkläre dir, wie ich dich unterstützen kann. Fragen kostet ja nichts!
Bis bald und liebe Grüße
vom Gesundheits-Profi Peter 😊
Nächtliches Grübeln kann deinen Schlaf erheblich beeinträchtigen ©Adobe Stock
Über den Hauptautor
Prof. Dr. med. Peter Schulte
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